Die Bewohner des Sihlwaldes

Wo seltene Käfer, uralte Buchen und verschwundene Flechten heimisch sind

Vom Kleinen Kugel-Stutzkäfer bis zur uralten Rotbuche – wer im Sihlwald genau hinschaut, entdeckt ein verborgenes Miteinander. Der Sihlwald in seiner Wildheit ist dabei ganz einzigartig im Schweizerischen Mittelland.

Seit 25 Jahren darf sich der Sihlwald frei entfalten und ist seither ein Rückzugsort für viele Arten, die andernorts kaum noch Lebensräume finden. Darunter auch jene, die auf den ersten Blick verborgen bleiben, den Sihlwald aber so besonders machen.

Winzig kleine Wunder

Streift man durch den Sihlwald, fallen einem sofort die vielen umgefallenen Baumstämme und moosüberzogenen Strünke ins Auge. Was auf den ersten Blick verfallen wirkt, entpuppt sich bei genauem Hinschauen als wertvollen Lebensraum voller kleiner Sensationen. Ein Paradebeispiel: der Kleine Kugel-Stutzkäfer. Gerade mal ein Millimeter gross, lebt er in alten, zerfallenen Baumruinen in der Nähe von Ameisennestern. Der Käfer ist ein sogenanntes Urwaldrelikt.  Er kommt nur noch in Wäldern vor, in denen ein natürlicher Waldlebenszyklus mit alten und abgestorbenen Bäumen abläuft. Dass er 2016 im Sihlwald nachgewiesen wurde, zeigt, wie wertvoll die ungestörte Waldentwicklung ist.

Pilzbewachsene Buchen dienen den Kleinsten als Lebensraum

Ein weiterer seltenere Bewohner ist der Kerbhalsige Zunderschwamm-Schwarzkäfer, der erst im Juni 2024 im Sihlwald entdeckt wurde – ein Erstnachweis für den Kanton Zürich. Auch er ist winzig klein, nur sechs bis sieben Millimeter gross, und lebt auf dem Zunderschwamm. Diese Pilzart gedeiht nur dort, wo abgestorbene und geschwächte Laubbäume nicht aus dem Wald entfernt werden. Zunderschwämme sind meistens an der Rotbuche zu finden. Davon gibt es viele im Sihlwald, denn dieser ist ein typischer Buchenmischwald. Dieser Waldtyp prägte früher weite Teile Mitteleuropas. Einzelne der hier wachsenden Buchen sind sogenannte Baumriesen und mehrere hundert Jahre alt.

Der Sihlwald als Fundort für seltene Arten

An Rinden und Ästen finden sich zudem Moose und Flechten. Im Sihlwald sind darunter wahre Raritäten. So galt die Flechte Rinodina polyspora lange als schweizweit ausgestorben, bis sie im Sihlwald wieder entdeckt wurde. Und auch das hübsche Goldhaarmoos oder das Ungleichästige Zackenmützenmoos sind hier zu finden – beide äusserst selten.

Der Sihlwald zeigt: Wenn man einen Wald sich selbst überlässt, entsteht nicht Stillstand, sondern Vielfalt. Und nebst den altbekannten Bewohnern – den Füchsen, Käuzen oder eben Buchen – finden auch viele andere, kaum sichtbare Arten hier ein Zuhause.

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Kerbhalsige Zunderschwamm-Schwarzkäfer: Bolitophagus ReticulatusKerbhalsige Zunderschwamm-Schwarzkäfer: Bolitophagus Reticulatus

Kerbhalsige Zunderschwamm-Schwarzkäfer: Bolitophagus Reticulatus

©Wildnispark Zürich / Thibault Lachat

Pilz: ZunderschwammPilz: Zunderschwamm

Pilz: Zunderschwamm

©Wildnispark Zürich / Mirella Wepf

BucheBuche

Buche

©Wildnispark Zürich