Totholz im Sihlwald

Über 6000 Arten sind darauf angewiesen

Der Name «Totholz» kann irreführend sein, denn abgebrochene Äste und abgestorbene Bäume sichern vielen Arten das Überleben. Zu diesen gehört auch der Kleine Kugel-Stutzkäfer, eine Urwaldreliktart, die auf naturbelassene Waldstrukturen angewiesen ist.

Alte und abgestorbene Bäume sind wichtig für die Biodiversität. In Schweizer Wäldern ist rund ein Viertel aller Arten auf Alt- bzw. Totholz angewiesen. Insgesamt sind dies laut Bundesamt für Umwelt etwa 6000 Arten. Darunter rund 2500 Pilze, 1300 Käfer, 670 Flechten und 130 Schnecken – aber auch zahlreiche andere Insekten sowie Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien, denen alte und tote Stämme Bruthöhlen, Nahrung, Deckung oder ein feuchtes Milieu bieten.

Die Alt- und Totholzfauna gehört in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Lebensgemeinschaften. Umso wichtiger sind daher Naturwaldreservate wie der Sihlwald. Sie sind ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Biodiversität.

Viel mehr Totholz als noch vor 25 Jahren

Im Sihlwald wurde vor 25 Jahren die wirtschaftliche Nutzung des Waldes eingestellt. Seither hat sich das Totholz-Volumen im Sihlwald fast verdoppelt und ist auf über 50 m³ pro Hektare angewachsen. Das ist zweimal so viel wie im Schweizer Durchschnitt und im Vergleich zum Durchschnitt im Mittelland sogar das Dreifache (Quelle: Schweizerisches Landesforstinventar, S. 218).

Durch Extremereignisse wie Stürme, Hitze und Trockenheit wurde der natürliche Waldkreislauf im Sihlwald seit 2018 zusätzlich stark beschleunigt. Die Rückkehr zu einer natürlichen Waldstruktur und Gebieten mit späten Waldphasen verläuft schneller als ursprünglich erwartet.

Damit entwickelt sich der Sihlwald zu einem essentiellen Lebensraum für eine ganze Reihe von Pilzen, Flechten, Moosen, Käfern und Wirbeltieren. Dazu gehören auch Urwaldreliktarten wie der Kleine Kugel-Stutzkäfer, die auf naturbelassene Waldstrukturen angewiesen sind. Der Sihlwald gehört zu den wenigen Standorten in der Schweiz, in denen der Kleine Kugel-Stutzkäfer nachgewiesen wurde.

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Totholzstamm im Sihlwald.

©Fredy Tschui©Fredy Tschui

©Fredy Tschui

Bunt- sowie andere Spechtarten finden im Sihlwald einen geeigneten Lebensraum. Viele der stehenden Totholzstämme sind von Spechthöhlen zerlöchert.

Totholzpilz an einem umgefallenen Baumstamm.